Episodios

  • Was ist Aufklärung? - Wie das Leben des Menschen sich mit und ohne Ideen vollzieht
    Dec 18 2021

    Der Aufgeklärte handelt nach einer Idee und sucht diese in der materiellen Welt zu verwirklichen. Ein solcher Idealismus aber, ein solches Geleitet-Sein durch die Vernunft ist selten, ja heute vielfach ganz unbekannt. Wo er fehlt, ist der Mensch stattdessen von der Sinnlichkeit geleitet, er wird von seinen Neigungen und persönlichen Interessen bestimmt, und oft zeichnet in unserer ausgeklärten Welt Egozentrik all sein Tun und Schaffen aus. Der Gegensatz zum Idealismus lässt sich in allen großen Bereichen des menschlichen Lebens deutlich nachvollziehen.


    Aufklärung ist Handeln nach Ideen: 0:08

    Den Idealisten beurteilt niemand nach seiner Persönlichkeit, sondern jeder nach seiner Idee, in der er nämlich aufgegangen ist: 3:42

    Heute bildet man sich bauernstolz viel auf seinen Materialismus ein: 10:47

    In solch einer an Ideen armen Welt muss in allen Gebieten Egozentrik herrschen: 14:49

    - Kunst: 18:02

    - Politik: 40:49

    - Moral: 58:07

    - Religion: 1:13:59

    - Wissenschaft: 1:25:37

    Ein jeder lebe nach einer Idee: 1:31:26


    Noch einmal empfehle ich zum Verständnis der Ideen wie auch zur kräftigen Begeisterung zum Idealismus: Johann Gottlieb Fichte: Ueber das Wesen des Gelehrten und seine Erscheinungen im Gebiete der Freiheit: https://www.projekt-gutenberg.org/fichte/gelehrte/chap007.html

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    1 h y 34 m
  • Was ist Aufklärung? - Aufklärung ist Handeln nach Ideen
    Dec 11 2021

    Der Aufgeklärte ist Idealist vor allem in praktischer Rücksicht. D. h. anstatt sich von der materiellen Welt bestimmen zu lassen und ihr Sklave zu sein, nimmt er sie nur als Material zur Verwirklichung der Ideen. Diese Ideen sind es, Bilder, die er nicht aus der Erfahrung nimmt, sondern aus reiner Vernunft, welche ihn anleiten und all sein Tun und Wirken bestimmen.


    Der Aufgeklärte ist stets Idealist: 0:08

    Der Idealist hat eine Idee, wonach er handelt: 1:12

    Die materielle Welt ist dem Idealisten Stoff zur Verwirklichung seiner Idee: 13:41

    Der Idealist kennt die materielle und die ideelle Welt, dem Materialisten ist die letztere verschlossen: 16:38

    Nur der Idealist ist frei; der Materialist ist gefesselt an das blöde So-ist-es-nun-einmal: 20:09

    Jedem Idealisten geht die Idee in einer ihm gemäßen Gestalt auf: 28:57

    Doch gibt es streng genommen nur eine einzige Idee: 32:43

    Verschiedene Idealisten können einander nie Feind oder hinderlich sein: 35:59

    Freiheit ist gerade die Wahl zwischen Materialismus und Idealismus: 44:54

    Oft wird der Idealist mit dem Ideologen verwechselt: 48:28

    - Wo Streit herrscht, kann wenigstens eine Seite nicht idealistisch sein: 53:41

    - Der Gegenstand der Ideologie ist aus der Sinnlichkeit genommen, die Idee ist stets nur denk-, nicht sinnlich erfahrbar: 58:13

    Oft wird der Idealist mit dem Schwärmer verwechselt: 1:07:54

    - Der bloße Schwärmer sucht in die Ideen vor der materiellen Welt zu fliehen, der Idealist sucht sie in diese hinunter zu bringen: 1:08:28

    - Die Idealisten haben noch stets rechtbehalten, die Realisten hingegen bremsen und bekämpfen nur das Gute: 1:10:14

    - Das Ideal allein macht frei: 1:16:50

    - Idealisten sind die wahren Realisten: 1:21:09

    Wo immer ein Ideal als unmöglich und realitätsfern verschrien wird, sei man darum unbekümmert und bedenke, dass der vermeintliche Realist von der Sache wahrscheinlich auch nichts versteht: 1:27:44


    Die vielleicht herrlichste und erhebendste Schrift über den Idealismus und die göttliche Idee ist: Johann Gottlieb Fichte: Ueber das Wesen des Gelehrten und seine Erscheinungen im Gebiete der Freiheit: https://www.projekt-gutenberg.org/fichte/gelehrte/chap007.html

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    1 h y 32 m
  • Was ist Aufklärung? - Die Unzugänglichkeit des Idealismus für den unaufgeklärten Materialisten
    Dec 4 2021

    Aufklärung ist Aufstieg zum Idealismus, sie bedeutet ein Loslösen vom Sein, von der Beherrschung durch dieses oder dem Versuch, es seinerseits zu beherrschen. Aber dem noch nicht Aufgeklärten ist der transzendentale Idealismus, der die Welt nicht mehr als Sein, sondern als Bild beschreibt, schlechterdings unzugänglich, der Idealismus leuchtet ihm nicht ein, so klar und einfach er auch ist, und er begegnet dem Idealismus immer wieder mit Missverständnissen, nimmt ihn nicht, wie er gemeint ist, sondern macht einen verkehrten Materialismus daraus. Insbesondere zwei zentrale Missverständnisse sollen deshalb hier zur Sprache kommen.


    Aufklärung ist Aufstieg zum Idealismus: 0:08

    Dass der Idealismus wahr sein muss, ist, bei gehöriger Reflexion, unmittelbar evident: 4:33

    Die Materialisten interpretieren den Idealismus stets materialistisch und verstehen ihn gar nicht: 12:01

    Man meint, der Idealist leugne die Existenz der Dinge und erkläre alles für bloße Phantasie: 15:46

    Man meint, der Idealist mache sich selbst zum Gott und erkläre das Ich zum Schöpfer aller Dinge, die es sich gleichsam nur ausdenke: 21:18

    In der Geschichte waren die großen Aufklärer Idealisten, nach dem Zeitalter der Aufklärung setzten sich aber alle möglichen materialistischen Systeme und Weltanschauungen durch: 33:08

    Der Glaube an das Sein ist das größte Vorurteil und der größte Aberglaube: 35:23

    Wer den Idealismus ablehnt, tut dies stets, weil er die Freiheit und die Verantwortung flieht: 36:01


    Abermals empfehle ich zur Einführung in den Idealismus und zu seinem besseren Verständnis wärmstens: Johann Gottlieb Fichte: Erste Einleitung in die Wissenschaftslehre: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Fichte,+Johann+Gottlieb/Erste+Einleitung+in+die+Wissenschaftslehre

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    38 m
  • Was ist Aufklärung? - Materialismus und Idealismus
    Nov 27 2021

    In diesem Vortrag, der etwas länger ist und auch etwas tiefer in die Philosophie eindringt als gewöhnlich, geht es um das Weltbild des Unmündigen und das des Mündigen. Zwei mögliche philosophische Systeme gibt es nur, wenn man alle Halbheiten und Inkonsequenzen beiseite lässt: Den Materialismus und den Idealismus, den Glauben also, dass die Welt Sein ist, das sich in unserem Bewusstsein irgendwie abbildet, oder den Glauben, dass die Welt Bild ist und dass allein in diesem Bild ein Sein erscheint. Der Materialismus ist bei weitem verbreiteter, er allein wird gemeinhin für wahr, ja auch nur für ernst zu nehmend gehalten, und seine Widersprüche und Lücken, die jedem Kinde auffallen müssten, sieht man nicht. Der Materialismus nämlich ist das System der Unmündigkeit, er drängt sich jedem auf, der Gefangener seiner Sinne ist, und es kann ihn niemand verlassen, der sich von den Sinnen nicht lösen kann. Wer hingegen selbst zu denken beginnt, wird notwendig transzendentaler Idealist.


    Ich spreche in dieser Reihe zumeist darüber, was Aufklärung der Form, nicht dem Inhalt nach ist: 0:08

    Dieser Vortrag bildet eine Ausnahme: 4:10

    Die Welt erscheint der simplen Reflexion geteilt in Sein und Bild: 5:33

    Alle dualistischen Systeme sind jedoch falsch: 8:08

    Es gibt daher nur zwei mögliche Systeme: Materialismus und Idealismus: 12:52

    Materialismus: 20:08

    - Wie der Materialist die Erkenntnis anschauen muss: 27:18

    - Wie der Materialist das Handeln anschauen muss: 37:54

    - Konsequenter Materialismus muss jede Freiheit leugnen: 57:52

    Idealismus: 1:00:56

    - Der Idealismus ist offensichtlich wahr und mit Vernunft nicht bestreitbar: 1:01:42

    Die Bedeutung des Aufstiegs zum Idealismus für die Aufklärung: 1:17:56

    Was Aufklärung jeweils für den Materialisten und für den Idealisten bedeutet: 1:22:37


    Eine hervorragende kurze Einführung in den Idealismus, die für philosophische Laien verfasst wurde und von einzigartiger Klarheit ist, ist: Johann Gottlieb Fichte: Erste Einleitung in die Wissenschaftslehre (http://www.zeno.org/Philosophie/M/Fichte,+Johann+Gottlieb/Erste+Einleitung+in+die+Wissenschaftslehre).

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    1 h y 33 m
  • Was ist Aufklärung? - Aufklärung ist Aufstieg von der Sinnlichkeit zum Übersinnlichen
    Nov 20 2021

    Der Unaufgeklärte steht unter fremder Leitung. Das ist nicht nur die Leitung durch andere Menschen, deren Vormundschaft er akzeptiert; es ist auch, ja vor allem, die fremde Leitung durch den schnöden Sinneseindruck. Aufklärung ist daher weit mehr und weit Tieferes als nur das Ablegen des einen oder anderen Aberglaubens, es meinte - in jenen Tagen, da dieser Begriff tatsächlich etwas bedeutete und wenigstens noch nicht allenthalben die heutige Seichtigkeit vorherrschte - das Erheben über die bloße Sinnlichkeit, meint, dass man von dieser abstrahieren und sich ins Reich des reinen Denkens erheben lernt. Dem an die Sinnlichkeit Gefesselten sind nicht mehr als der sinnliche Genuss und die Klügelei, die auf diesen ausgeht, im äußersten Falle noch das Recht zugänglich, welches Angriffe auf diesen Genuss verhüten soll; niemals aber kann, wer sich zum Übersinnlichen nicht erhoben hat, über Kunst, Moral, Religion oder Wissenschaft auch nur mitsprechen.


    Aufklärung ist der Aufstieg zum Übersinnlichen (welches nicht das Übernatürliche meint): 0:08

    Sinnlichkeit ist das Unvermögen zu Ideen, dem der Sinnlichkeit Verhafteten muss die bloße Rede vom Übersinnlichen unsinnig und schwärmerisch erscheinen: 6:53

    Wer selbst denkt, der kann sich von der Leitung durch die Sinnlichkeit lösen und von dieser abstrahieren: 10:40

    Alle Wissenschaft setzt Schau des Übersinnlichen voraus, denn sie redet von Gesetzen und diese sind nicht sinnlich erfahr-, sondern nur denkbar: 13:50

    Doch sind auch die meisten sogenannten Wissenschaftler für das Übersinnliche blind: 24:01

    Die Philosophie ist Wissenschaft vom Übersinnlichen, aber auch innerhalb dieser sind viele für das Übersinliche blind: 27:42

    Viele mit Philosophie Befasste haben von dieser keine Ahnung und für sie kein Verständnis, eben weil ihnen das Übersinnliche nicht zugänglich ist: 35:20

    Die Blindheit für Übersinnliches ist allgemein verbreitet, und unser Unterricht tut nichts, ihr abzuhelfen: 41:49

    Über das meiste, was irgendeine Bedeutung hat, etwa alle philosophischen Fragen, braucht man mit niemandem zu reden, der sich zum Übersinnlichen nicht erhoben hat: 53:17

    Ganze Bereiche, wie Moral oder Religion, sind dem an die Sinnlichkeit Gefesselten verschlossen: 1:02:13

    Wem das Übersinnliche unbekannt ist, dem sind Schönheit und echte Kunst fremd, diese ist ihm bestenfalls Unterhaltung: 1:07:01

    Wem das Übersinnliche unbekannt ist, der kann sich allerhöchstens zum Recht erheben, welches dann oft mit der Moral verwechselt wird: 1:13:08


    Eine Schrift, die „den Leser kräftig von der Sinnlichkeit zum Uebersinnlichen fortreissen“ (Vorrede) soll, ist: Johann Gottlieb Fichte: Die Bestimmung des Menschen (http://www.zeno.org/Philosophie/M/Fichte,+Johann+Gottlieb/Die+Bestimmung+des+Menschen).

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    1 h y 17 m
  • Was ist Aufklärung? - Was sich aus dem Primat des Praktischen für die Praxis lernen lässt
    Nov 13 2021

    Ich habe ausgeführt, dass nicht die Meinungen der Menschen ihr Tun bestimmen, sondern dass umgekehrt die Menschen zuerst einen Willen haben, der sich dann hinterdrein die passenden Meinungen wählt, welche der Mensch jetzt nachträglich rationalisiert, als hätte er sie auf Grund guter Argumente und nicht nur deshalb angenommen, weil sie ihm genehm sind. Ich habe ebenfalls ausgeführt, dass Selbstdenken, soll es nicht nur auf ein Selbstbetrügen hinauslaufen, auf ein Denken, das Sklave der eigenen versteckten Interessen ist und immer zum von diesen gewünschten Ergebnis kommt, Liebe zur Wahrheit voraussetzt, also eine Bereitschaft, die Wahrheit anzuschauen, sie sei, welche sie wolle, welches Interesse für Wahrheit alle persönlichen Einzelinteressen übersteigen muss. Hat man dies alles verstanden, so ergeben sich aus diesem Primat des Praktischen und aus dieser Notwendigkeit der Wahrheitsliebe bzw. dem Fehlen einer solchen verschiedene Folgen, die sich zu gewärtigen hilfreich sein kann.


    Der Mensch nimmt als wahr an, wovon er will, dass es wahr sei: 0:08

    Die Menschen folgen Vormündern, wenn es ihnen passt, und sind scheinbar kritisch und aufgeklärt gegen solche, wenn dies ihnen passt: 5:38

    Man sollte jede Meinung auf ihre Folgen für den, der sie hegt, untersuchen und stets skeptisch sein, wenn es einen Vorteil für ihn bedeuten würde, sollte sie zutreffen: 15:02

    Beispiel: Wer immer die Freiheit leugnet, will damit nur seiner Verantwortung entfliehen: 17:19

    Es gibt ganze Meinungen und Systeme, die immer nur den einen Zweck haben, als Ausrede zu dienen und auf das ihrem Vertreter genehme Ergebnis zu führen: 21:48

    Beispiel: Der Relativismus: 22:07

    Beispiel: Der Utilitarismus: 29:35

    Man schaue nicht nur auf Wahrheit oder Falschheit einer Behauptung, sondern nach den Folgen, sollte sie wahr sein: 36:50

    Über bestimmte Gegenstände, von großem praktischen Interesse, erübrigt sich jede rein theoretische Diskussion als fruchtlos: 37:26

    Bei jeder Debatte ist zu fragen, wer die Beteiligten sind und ob ihnen ein Interesse an der Wahrheit überhaupt zuzutrauen ist: 50:36

    Wer an Wahrheit nicht interessiert ist, dem muss ich zunächst nicht mit Argumenten begegnen, sondern dessen Willen muss ich erst wandeln: 1:04:03

    Was ich hier lehre, will nicht nur gekannt, sondern wirklich begriffen werden: 1:14:30

    Dass meist nicht der Verstand, sondern der Wille eines Menschen ihn Wahrheit nicht einsehen lässt, sollte nicht verzweifeln lassen, sondern Hoffnung machen: 1:19:10

    Man sollte seinem Gewissen trauen und gelegentlich noch gegen das scheinbar beste Gegenargument einen Willen zur Dummheit aufbringen: 1:22:04


    Nochmals empfehle ich wärmstens Johann Gottlieb Fichtes: Ueber die Wahrheitsliebe (In: Zwei Predigten aus dem Jahre 1791.) (https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k26688q/f280.image). Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit (https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k26688q/f363.image).

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    1 h y 31 m
  • Was ist Aufklärung? - Aufklärung ist Wahrheitsliebe
    Nov 6 2021

    Wie wenig man heute von Aufklärung versteht, das zeigt sich darin, dass einem bei diesem Worte vielleicht selbstständiges und kritisches Denken einfallen mögen, vielleicht auch allerhand liebgewonnene Fetische der Moderne wie Humanismus, Toleranz, Demokratie, die doch mehr in den Begriff der Ausklärung als den der Aufklärung gehören - dass aber heute nie in diesem Zusammenhange das Wort Wahrheitsliebe fällt, obwohl diese doch für alle Aufklärung ganz zentral ist. Das Selbstdenken, auf das man so stolz ist, muss doch eine Befähigung sein, selbst denkend die Wahrheit zu finden; denn es wäre wertlos, wenn es ein blindes Herumtappen wäre, das nur Irrtum an Irrtum reihte. Es entspricht aber der Seichtigkeit unseres Zeitalters, dass die Menschen so gedankenlos und selbstverständlich davon ausgehen, selbst denken, d. h. zu richtigen Urteilen und wahren Erkenntnissen gelangen zu können. Die Wahrheit kann nur finden, wer sie auch zum Ziele hat. Wenn, wie ich in meinem vorigen Vortrag ausführte und wie die Wissenschaftslehre beweist, der Wille den Glauben bestimmt und der Mensch immer nur das sieht, was er sehen will, dann wird nur der die Wahrheit entdecken, der sie über alles andere setzt und redlich nach ihr strebt, wohingegen der, dem mehr an seiner Bequemlichkeit, an der guten Meinung von sich selbst, an seinem Gewinn oder anderem mehr gelegen ist, nicht die Wahrheit, sondern nur das sehen wird, was der Bequemlichkeit, der Selbstgerechtigkeit, der Gewinnsucht usf. dienlich ist.


    Der Aufgeklärte soll überhaupt Grundsätze haben, welches konkret seine Prinzipien sein sollen, vertiefe ich in dieser Serie nicht, hier aber will ich eine Ausnahme machen: 0:08

    Ist nicht Wahrheit, sondern anderes mein höchstes Interesse, so werde ich auch nicht Wahrheit, sondern anderes finden: 4:04

    Die Wahrheit kann nur erkennen, wer ein sittliches Streben nach Wahrheit hat: 9:46Wir leben in einer zutiefst verlogenen Gesellschaft: 13:36

    Wir belügen uns über unsere eigene Verlogenheit und verachten den aufrichtigen Bösewicht mehr als den ebenso Bösen, der seine Schlechtigkeit versteckt: 21:16

    Wir stören uns an der Lüge und an den Lügnern und Betrügern kaum: 28:17

    Kaum einer schert sich um Wahrheit, aber nur wenige geben dies offen zu: 33:44

    In einer Debatte sollte nicht nur auf die Sache geschaut, sondern auch danach gefragt werden, inwieweit die Beteiligten überhaupt an der Wahrheit interessiert sind: 38:22

    In bestimmten Zusammenhängen verlangen wir von den Menschen sehr wohl, unvoreingenommen zu sein und keine anderen Intessen als Wahrheit zu haben: 47:19

    Auch sich selbst sollte man in jedem Streitfalle kritisch prüfen, inwieweit man überhaupt an der Wahrheit interessiert ist: 50:51

    Ein Grundsatz des Aufgeklärten ist der Grundsatz der Wahrheitsliebe: Fiat veritas et pereat mundus: 1:01:03

    Um sich selbst kritisch auf seine Wahrheitsliebe prüfen zu können, muss man bereits die Wahrheit lieben: 1:15:46


    Ich empfehle zum Thema Wahrheitsliebe zwei wunderbare, jeweils sehr kurze Texte Johann Gottlieb Fichtes: Ueber die Wahrheitsliebe (In: Zwei Predigten aus dem Jahre 1791.) (https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k26688q/f280.image).

    Ueber Belebung und Erhöhung des reinen Interesse für Wahrheit (https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k26688q/f363.image).


    Mir ist in diesem Vortrag ein kleiner, aber bedeutender Fehler unterlaufen: Es sind Seraphim, nicht Cherubim, die Jesaja erblickte.

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    1 h y 17 m
  • Was ist Aufklärung? - Einsicht und Glauben hängen vom Willen ab
    Oct 30 2021

    Die Menschen reden vom Selbstdenken, als wäre es eine Sache, zu der nichts gehörte und die sich von selbst verstünde. Kaum je fragen sie, wie, da doch jeder so sicher ist, selbst zu denken, Irrtum möglich ist, wie verschiedene Meinungen zustandekommen mögen. Die Wahrheit ist, dass der Verstand der Menschen weniger dem unvoreingenommenen Nachdenken und dem Aufsuchen der Wahrheit dient und dass er mehr dazu gebraucht wird, schönzureden und nachträglich zu begründen, was immer die Menschen für wahr halten wollen. Es ist der Wille, nicht der Intellekt, der bestimmend ist, und nur an Das glauben wir, es sei wahr oder falsch, gut oder schlecht begründet, daran wir auch glauben wollen, das also mit unserem Willen übereinstimmt. Anders gesagt: Es denkt zumeist nicht der Mensch selbst, sondern seine Interessen denken für ihn und gelangen, wenig verwunderlich, immer gerade zum ihnen genehmen Ergebnis.


    Es gibt eine Unzahl unterschiedlicher Meinungen: 0:08

    Das meiste wird als selbstverständlich hingenommen; philosophisch ist es, sich über das Selbstverständliche und Alltägliche zu verwundern: 5:10

    Unterschiedliche Meinungen und das Beharren darauf sind durch Unkenntnis und Dummheit allein nicht erklärlich: 6:27

    Nicht die Theorie bestimmt die Praxis, sondern die Praxis die Theorie: 11:23

    Die Meinungen der Menschen sind nicht rational, sondern werden nachträglich erst rationalisiert: 25:46

    Beispiel: Reichsbürger: 27:46

    Das Ideal einer Debatte oder von der Wahrheitssuche hat meist nur wenig mit der Wirklichkeit zu tun: 42:18

    Auch wo es scheinbar um Wissenschaft geht, ist es oftmals nicht um freie Wahrheitssuche zu tun, sondern soll ein vorher schon feststehendes Ergebnis nur gestützt werden: 45:44

    Jede noch so falsche Meinung lässt sich argumentativ stützen: 49:22

    Auch in der sogenannten seriösen Wissenschaft ist das Ideal der unvoreingenommenen Wahrheitssuche oft kaum verwirklicht: 51:48

    Steht die Meinung erst einmal fest, ist keine Begründung zu unsinnig, um zu ihrer Rechtfertigung herzuhalten: 56:18

    Aus dem Primat der Praxis erklärt sich das häufige Zusammenfallen verschiedener Meinungen, die inhaltlich zunächst nichts miteinander zu tun zu haben scheinen: 1:01:13

    Die Menschen schauen die Wirklichkeit nicht frei an, sondern sehen nur, was immer sie sehen wollen und sie bestätigt: 1:11:02

    Beispiel: Die Feministin, die überall Frauenfeindlichkeit sieht: 1:13:54

    Wirkt der Aufgeklärte intellektuell überlegen, so weniger aus intellektueller als vielmehr aus moralischer Überlegenheit: 1:27:53


    Die von mir besprochene Passage aus Imre Kertész' Roman eines Schicksallosen findet sich im ersten Kapitel: „Wir waren schon auf unserem Stockwerk, als meiner Stiefmutter einfiel, daß sie vergessen hatte, die Brotmarken einzulösen. In die Bäckerei habe ich dann zurück müssen. Den Laden konnte ich erst nach ein bißchen Schlangestehen betreten. Zuerst mußte ich mich vor die blonde, großbusige Bäckersfrau hinstellen: sie schnitt das entsprechende Quadrat von der Brotmarke ab, dann weiter, vor den Bäcker, der das Brot abwog. Er hat meinen Gruß gar nicht erwidert; es ist ja in der Gegend allgemein bekannt, daß er die Juden nicht mag. Deshalb hat er mir auch um etliche Gramm zu wenig Brot hingeworfen. Ich habe aber auch schon sagen gehört, daß auf diese Weise pro Ration etwas für ihn übrigbleibt. Und irgendwie, wegen seines wütenden Blicks und seiner geschickten Handbewegung, habe ich auf einmal die Richtigkeit seines Gedankengangs verstanden, nämlich warum er die Juden in der Tat nicht mögen kann: sonst müßte er ja das unangenehme Gefühl haben, er betrüge sie. So hingegen verfährt er seiner Überzeugung gemäß, und sein Handeln wird von der Richtigkeit einer Idee gelenkt, was nun aber – das sah ich ein – etwas ganz anderes sein mag, natürlich.“

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    1 h y 30 m