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  • Folge 77: Sport im Freibad
    Jul 24 2024
    Diesmal sind wir an einem Ort, wo es kein Schwimmbecken und noch nicht einmal Wasser gibt. Und unsere beiden Gesprächspartner sind auch keine Schwimmer. Und wir reden auch nicht übers Schwimmen. Trotzdem geht es um Orte, an denen man schwimmen kann - um Freibäder. Denn seit 2023 macht die Berliner Sportjugend zusammen mit dem Projekt SpOrt 365 kostenlose Sportangebote im Berliner Prinzenbad - und in diesem Jahr kommen noch drei weitere Schwimmbäder hinzu. Wir treffen uns aber nicht dort, sondern da, wo SpOrt 365 zuhause ist: Im Görlitzer Park. Hier macht SpOrt 365 seit 2021 in einem eingezäunten Bereich Sportangebote für jeden und jede, Fußball, Tischtennis, Basketball, Trampolinspringen, Volleyball, Skateboard und vieles mehr. Für alle kostenlos. Zusammen mit Freunden oder Menschen, die es werden könnten, unterstützt von Sozialpädagogen, Sportpädagogen und qualifizierten Übungsleitern. Wir sprechen dort mit dem Projektleiter Erik Little und mit Steffen Sambill, Geschäftsführer der Berliner Sportjugend, unter deren Ägide SpOrt 365 mittlerweile läuft, um uns erzählen zu lassen, wie es dazu kam und wie sich das Projekt in den Freibädern so anlässt. Los ging es damit, dass sich der Berliner Senat an die Sportjugend gewandt hat, um gemeinsam zu überlegen, was man gegen Jugendgewalt in den Freibädern machen könnte, erzählt Steffen Sambill. Es gab Brandbriefe der Bäderangestellten, es musste was passieren. In drei Freibädern finden 2024 in den Sommerferien Sportangebote statt, wieder im Prinzenbad, im Neuköllner Columbiabad und im Sommerbad in Pankow. Darüberhinaus plant SpOrt 365 neben dem Görlitzer Park einen zweiten Standort - und zwar im Kombibad Gropiusstadt. Dort soll es dann nicht nur ein Ferienangebot geben, sondern Sportmöglichkeiten im ganzen Jahr, an 365 Tagen, auf dem Gelände des Schwimmbads. Damit wird dann auch ein Teil der riesigen Liegefläche im Kombibad genutzt, die außerhalb der Freibadzeit ansonsten einfach brach liegt. Fertig wird das Ganze voraussichtlich zum Ende der Sommerferien. Das Modellprojekt „Sport im Freibad“ im Prinzenbad ist bereits im letzten Jahr sehr gut angenommen worden. Erik Little erzählt, dass Übungsleiter aus verschiedenen Sportbereichen vor Ort waren, meist nicht viel älter als die Jugendlichen im Bad, und dass sie nicht auf die Jugendlichen zugehen, sondern es wichtig sei, dass die zu ihnen kämen. Aber das sei auch kein Problem - Musik und ein Ball - und schon gehe es los. 100 bis 200 Jugendliche am Tag lassen sich so begeistern, Erik ist selber überrascht, wie gut das Angebot angenommen wird, auch Kinder und Familien sind dabei. Steffen Sambill freut zudem, dass auch die Berliner Bäder so offen waren, ihre Flächen für diese Angebote zur Verfügung zu stellen - auch da bewegt sich was! Und Steffen würde das Angebot am liebsten in ALLEN Berliner Freibädern machen. Finanziert wird das Projekt von der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport, 50.000 Euro kostet das Ferienangebot in den drei Bädern insgesamt. Und bislang ist es erfolgreich - im Kreuzberger Prinzenbad gab es im letzten Jahr keinen Gewaltvorfall, und auch das Projekt SpOrt 365 im Görlitzer Park hat in den letzten vier Jahren lediglich einmal die Berliner Polizei rufen müssen. https://www.lsb-berlin.de/aktuelles/news/details/sport-im-freibad-mit-der-sportjugend-berlin https://www.sueddeutsche.de/panorama/bildungssenatorin-sportprojekt-gegen-krawall-im-schwimmbad-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230825-99-959422 https://www.podcast.de/episode/622766502/folge-56-traeumerei-aus-dem-prinzenbad https://www.podcast.de/episode/625885839/folge-59-schwimmen-ist-bunt
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    32 mins
  • Folge 76: Liebling Freibad
    Jul 17 2024
    Endlich ist es gelungen - wir treffen den Schriftsteller Arno Frank, über dessen Buch „Seemann vom Siebener“ wir schon mehrfach gesprochen haben, endlich persönlich. Und natürlich in einem Freibad, dem Berliner Sommerbad am Insulaner. Ein bisschen mussten wir uns schon bemühen, dabei nicht als schmachtende Fan-Girls daherzukommen, zumal das Buch wirklich großartig ist und Arno zudem noch ausgesprochen nett - aber selbstverständlich haben wir trotzdem total hart und kritisch nachgefragt, so hart und kritisch, wie man das an einem herrlichen Sommertag im Freibad eben sein kann. „Seemann vom Siebener“ ist 2023 erschienen, ein Buch über einen Tag im Freibad, mit Menschen, die man eben im Freibad trifft, vom Bademeister bis zur Frau an der Kasse, von Seepferdchen-Kindern und Erziehern, der alten Dame, die gefühlt schon seit Jahrzehnten hier täglich ihre Runden dreht bis hin zu Jugendlichen, Familien, Menschen, die der Zufall hierher verschlagen hat und solchen, die seit Jahren zum ersten Mal wieder herkommen. Was sie in diesem Buch verbindet, ist das Freibad - das selbst aber auch eine ganz eigene Geschichte hat. Und dann gibt es noch ein düsteres Ereignis, was aber schon eine Weile zurückliegt, und ein Gespenst - was man aber entdecken muss. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden! Arno erzählt uns, wie er auf diese Geschichte gekommen ist, wie sich die Figuren in seinem Kopf nach und nach entwickelt, quasi darum beworben haben, in seinem Buch dabei sein zu dürfen. Und dass, anders als bei vielen anderen Büchern, der Plot nicht von Anfang an feststand. Sondern dass nach und nach eine ganz eigene Dynamik entstand: Der Figuren untereinander, aber eben auch in Bezug auf ihre Rolle an diesem einen Tag im Freibad. Und der „Seemann“ - ein Köpper, bei dem die Arme nicht nach vorn gestreckt werden, sondern am Körper anliegen - ist der Lieblingssprung von Arno, erzählt er, und deswegen stand auch der Titel schon von vornherein fest. Wenn er auch erstmal nicht bedacht hatte, dass es gar keinen Siebener gibt als Teil des Sprungturms. Sondern vielmehr den Siebeneinhalber zwischen dem Fünfer und dem Zehner. Und der Seemann: Ein Sprung, für den man sich überwinden muss, mit dem man aber auch beeindrucken kann, sagt Arno: „Die elegante Alternative zur Arschbombe!“ Das Besondere an diesem Buch ist, dass das Freibad eben nicht nur Kulisse ist, sondern auch ein ganz eigenes Schicksal hat. Und - das ist Arno besonders wichtig - es soll kein gesellschaftliches Phänomen beleuchten, keinen Missstand deutlich machen, keine Ratschläge transportieren, sondern einfach nur sein. Und das ist sehr gut gelungen, sicher auch, weil Arno Frank für seine Recherche selber viele Tage im Freibad verbracht hat, um zu schauen - wie fühlt es sich an, das Gras auf der Liegewiese, wie klingt das Sprungbrett, wenn es nach dem Absprung wieder zurückwippt, was ist das nochmal für ein Gefühl, wenn man mit dem nackten Fuß auf eine Pommes tritt? All das erzählt er uns und gibt uns gleich auch noch live eine Kostprobe seiner Fantasie, überlegt, was wohl der Frau in dem roten Badeanzug durch den Kopf gehen mag, die ein paar Meter von uns sich gerade mit Sonnenmilch einreibt, ob sie auf ihren Freund wartet oder allein diesen herrlichen Tag im Freibad genießt - und gibt uns so eine kleine Kostprobe, wie das Buch entstanden ist. Und so ist das Gespräch mit ihm mindestens genauso ein Genuss wie die Lektüre des Buchs selbst. Wer es noch nicht kennt - unbedingt lesen! Wo auch immer man dabei ist, gefühlt verbringt man einen herrlichen Tag im Freibad! https://www.klett-cotta.de/produkt/arno-frank-seemann-vom-siebener-9783608501803-t-5565 https://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Frank https://www.klett-cotta.de/produkt/arno-frank-so-und-jetzt-kommst-du-9783608503692-t-2826
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    53 mins
  • Folge 75: Der Kronprinz
    Jul 10 2024
    Diesmal führt uns der Weg mal wieder ins tiefste Neukölln, in das Kombibad Gropiusstadt. Da waren wir letztes Jahr schon mal, an einem sehr heißen Sommertag, in einem vollem, aber ausgesprochen friedlichen Bad mit einer Bademeister-Crew, die freundlich, aber bestimmt die Lage jederzeit im Griff hatte. Seit diesem Jahr ist Sven Kraatz der Chef dieser Crew, also Leiter des Kombibads. Er begrüßt uns mit festem Händedruck und von der ersten Sekunde ist klar - er hat sehr großen Spaß an seiner Arbeit. Und dass es an diesem Tag immer wieder regnet und nur drei Menschen im Schwimmbecken ihre Bahnen ziehen, ist für ihn fast ein bisschen langweilig. Was womöglich auch daran liegt, dass er praktisch im Schwimmbad aufgewachsen ist: Sein Vater war viele Jahre Leiter im Kreuzberger Prinzenbad. Und der Sohn ebenfalls dort, wann immer er Zeit hatte. Und irgendwann stellte er dann fest - das will ich auch. Also machte seine Ausbildung als Fachangestellter für Bäderbetriebe, 2014 war er fertig und hatte seinen ersten Einsatz - im Prinzenbad! „Das war das erste richtige Jahr für mich und das letzte Jahr für meinen Vater“, erzählt er uns. Und die beiden hatten offensichtlich Spaß gemeinsam am Beckenrand - von Generationenkonflikt keine Spur. Sein Vater war eine Größe im Prinzenbad, man kannte ihn in Kreuzberg, den Erhard Kraatz, eine Respektsperson. Auch Sven findet ihn cool, fachsimpelt mit ihm immer noch gern am Abendbrottisch, sodass es seiner Frau auch schon mal zu viel wird. Beim Fachangestellten wollte Sven es dann aber doch nicht belassen, Vater hin oder her. Also machte er an der Akademie Saarbrücken seinen Meister und übernahm im Juni 2021 die Leitung der Schwimmhalle Sewanstraße - mit bis zu 20 Mitarbeitenden, Standortplanung, Aus- und Weiterbildung, Einkauf und alles, was dazu gehört. Drei Jahre später nun also der nächste Schritt - die Leitung eines Ganzjahresbades, Halle und Freibad, mit den unterschiedlichsten Bedingungen und Erwartungen, je nach Jahreszeit und Kundschaft. Für Sven, wie er sagt, eine tolle Herausforderung. Sein Ziel ist es, dass er nicht unvorhergesehen schließen muss - und dass die Gäste sich wohl fühlen. „Die Leute kommen doch hierher, um Spaß zu haben und sich zu entspannen“, sagt er. „Und das sollen sie auch können!“. Deshalb freut er sich auch schon auf das Sportangebot, das es demnächst auf dem Gelände des Kombibads das ganze Jahr über geben soll, von Volleyball bis Tischtennis. Außerdem will er, wenn es nicht ganz so voll ist, im Sommerbad zwei Bahnen abtrennen - „damit auch die sportlichen Schwimmer Lust haben vorbeizukommen!“. Nur länger öffnen als bis 20 Uhr kann er im Sommer leider nicht: „Wir haben hier draußen keine Beleuchtung - das wäre einfach zu gefährlich!“. Seine Geschichte, sagt Sven, sei übrigens keine Besonderheit. Bei den Berliner Bäderbetrieben gäbe es viele Familien in zweiter und dritter Generation. Mit seinem Sohn übt er auch schon die Abendroutine - allerdings nur zuhause. Der kleine Mann ist erst zweieinhalb und muss das Schwimmen erst noch erlernen. Aber wer weiß?
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    31 mins
  • Folge 74: Abtauchen in Geschichten
    Jul 3 2024
    Endlich Sommerferien! Endlich wegtauchen von Job und Alltagsstress, eintauchen in neue Welten, egal, ob im Urlaub oder auf dem Balkon, am Strand oder im Freibad. Und weil man in dieser Zeit so gar keine Lust auf Höchsleistungen verspürt, sondern sich lieber den Abenteuern von anderen widmet, empfehlen wir gleich zwei Bücher von zwei sehr starken Frauen, deren gößte Leidenschaft es ist, das Meer zu bezwingen - jede auf ihre ganz eigene Art und Weise. Die Extremschwimmerin Nathalie Pohl erzählt in ihrem Buch „Im Meer bin ich zu Hause“ von ihrem Traum, alle sieben Meerengen der „Ocean´s Seven“ zu durchqueren, wie sie sich immer wieder akribisch darauf vorbereitet - und doch scheitert. Es ist ein sehr lesenswertes Buch, weil hier keine Heldin von ihrer Großartigkeit erzählt. Im Gegenteil - Nathalie Pohl hat im Laufe der Zeit vor allem Demut gelernt. Vor dem Meer, den Gezeiten, dem Wind und den Meeresbewohnern. Sechs der sieben Meerengen hat sie mittlerweile geschafft, in diesem Herbst steht die letzte an. Wer dieses Buch gelesen hat, wird ihren Kampf durch den Nordkanal zwischen Schottland und Irland voll Spannung verfolgen. Ebenfalls extrem ist die Leidenschaft von Anna von Boetticher. Sie kann mit nur einem Atemzug 100 Meter tief tauchen, kommt sechs Minuten unter Wasser ohne Sauerstoff aus. In ihrem Buch „In die Tiefe“ erzählt sie, wie sie eine der erfolgreichsten Apnoe-Taucherinnen der Welt wird - und das, obwohl man ihr bereits als Kind eine zu kleine Lunge attestiert. In den Tiefen der Weltmeere schwimmt sie mit Haien, Rochen und Schildkröten - und ihre Begegnung mit einem Orca lässt einen schon beim Lesen das Blut in den Adern gefrieren. Und macht Mut. Ihr Motto: „Einfach mal ganz ruhig bleiben“. Gute Romane sollen hier aber auch nicht zu kurz kommen: „Solange wir schwimmen“ von Julie Otsuka ist ein Buch, was bei uns beiden sehr lange nachgehallt hat. Im Kern geht es um eine Mutter-Tochter-Geschichte und den Umgang mit Demenz - aber die Beschreibung der Schwimmbadbesuche gehören zum Besten, was wir seit langem gelesen haben. Bis eines Tages der Riss auftaucht - im Becken, in der Geschichte, im Buch. Unbedingt lesen! Ein Buch, was sich eher für den Balkon als für den Urlaub eignet, ist „Ein Leben für den Ozean“. Zehn Geschichten über die Helden der Meere, zusammengetragen vom Macher des Podcasts „Helden der Meere“. Ein schweres und zugleich leichtes Buch, mit eindrucksvollen Bildern und starken Geschichten. Im wahrsten Sinne des Wortes - zum Eintauchen. Leicht und verzaubernd kommt dagegen „Wasserzeiten“ daher, das Büchlein von Kristine Bilkau. Wer mit eigenen Worten nicht zusammenfassen kann, was ihm/ihr das Schwimmen bedeutet - nach der Lektüre dieses Buches fällt es leichter. Es wird im wahrsten Sinne des Wortes immer klarer und klarer - und beschert einem auf jeden Fall eine entspannte kleine Auszeit. Auch ein Krimi soll hier nicht fehlen: „Der Schwimmer“ von Joakim Zander. Schon ein paar Jahre alt, aber deswegen ist nicht weniger spannend, die Geschichte von einem amerikanischen Agenten, der nur zur Ruhe kommt, wenn er schwimmen gehen kann. Und noch ein Tipp: Elizabeth Strout „Mit Blick auf´s Meer“. Wer ihre Hauptperson, die pensionierte Lehrerin Olive Kitteridge einmal kennengelernt hat, wird sie niemals vergessen. Und jetzt: Viel Spaß beim Lesen! https://www.amazon.de/Meer-bin-ich-Hause-Reiseberichte-ebook/dp/B0CLL1YJ4C https://www.amazon.de/die-Tiefe-Grenzen-suchte-Chancen/dp/3864930707 https://www.kulturkaufhaus.de/de/detail/ISBN-9783866486911/Otsuka-Julie/Solange-wir-schwimmen https://ein-leben-fuer-den-ozean.de/ https://www.kulturkaufhaus.de/de/detail/ISBN-9783716028193/Bilkau-Kristine/Wasserzeiten?wt_mc=p.sea.ecom_campaign.google.dsa_kategorie.&gad_source=1&gclid=CjwKCAjwp4m0BhBAEiwAsdc4aFqNT0ZjHajqW5Yk3c3TsrOsnaZOpi2MenLhzkIfhFGz2ojf8_b3HBoCgtgQAvD_BwE https://www.amazon.de/Schwimmer-Klara-Walld%C3%A9en-Band/dp/3499268876 https://www.perlentaucher.de/buch/elizabeth-strout/mit-blick-aufs-meer.html
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    30 mins
  • Folge 73: Stadtbad reloaded
    Jun 26 2024
    Heute geht es um den beeindruckenden Versuch, einem alten Schwimmbad wieder Leben einzuhauchen - und das ganz ohne Wasser. Das Hubertusbad in Berlin-Lichtenberg ist ein genialer Ort mit Option auf mehr, davon waren wir bei unserem Besuch an einem warmen Juni-Sonntag jedenfalls auf Anhieb überzeugt. Anlass war die Ausstellung „Stadbad reloaded“, die zur Zeit in dem 96 Jahre alten Schwimmbad stattfindet: Über 150 digitale Kunstwerke auf über 150 Tablet-Bildschirmen, von mehr als 30 Künster:innen aus aller Welt - im Foyer, in den Duschen, an und in den Umkleidekabinen und sogar in den Toiletten. Dabei ist das Bad schon selbst ein Kunstwerk. Erbaut in den 1920er Jahren, im Stil des Expressionismus mit Jugendstil-Elementen, mit einem Schwimmbecken für Frauen (20 Meter lang) und einem Schwimmbecken für Männer (25 Meter lang), jeweils in einer eigenen Halle. Dazwischen: Die Wannen- und Brauseabteilung, wo sich Menschen einfach nur waschen und baden konnten, weil sie in der eigenen Wohnung oft keine Möglichkeit dazu hatten. Das Schwimmbad hat eine wechselvolle Geschichte. Vereine schwammen hier, Rettungsschwimmer wurden ausgebildet und sogar Wettkämpfe fanden hier statt, was man sich kaum vorstellen kann, weil die Becken auf der einen Seite zwar 3,50 Meter, auf der anderen Seite allerdings nur 50-70 Zenttimeter tief sind. Und doch - Anfang der 90er Jahre war Schluss mit dem Hubertusbad. Wasseraufbereit und Heizungsanlage funktionierten nicht mehr, Baumängel und Geldmangel taten ihr übriges. Allerdings - das Gebäude stand und steht unter Denkmalschutz, einfach abreißen also unmöglich. Die erneute Nutzung als Schwimmbad allerdings auch nicht - obwohl sich zahlreiche Initiativen dafür immer wieder einsetzten. Bis 2016 der Berliner Senat beschloss, dass das Hubertusbad zwar trocken bleibt, aber als Veranstaltungsort und Begegnungszentrum genutzt werden soll. Und wir müssen sagen - der erste Teil der Sanierung ist einfach wirklich toll geworden. In der Frauen-Schwimmhalle wurde aufgeräumt und der alte Zustand liebevoll konserviert. So lässt sich der Glanz der alten Zeiten nach vielen Jahren des Stillstands heute wieder erahnen, wir haben das Gefühl, wir sind auf Zeitreise: Ein Holzboden, der über das Beckengezogen wurde, lädt mit dicken Kissen zum Verweilen ein. Von hier aus schweift unser Blick über die zahlreichen Umkleidemöglichkeiten, die sich rund um die Schwimmbecken im Erdgeschoss und auf der Galerie verteilen. Dahinter der so genannte Stiefelgang, nach vorn führt der Weg aus der Kabine direkt in den Badebereich. Fun fact: Vor dem Schwimmen musste eine Körperreinigung ohne Badekleidung vorgenommen werden, und das wurde von den Badefrauen dort such stichprobenartig kontrolliert. Heute kaum vorstellbar! Die Ausstellung, die Kunstwerke auf den Tablets nehmen die Umgebung auf, spielen mit ihr, spinnen die Geschichte weiter oder kehren sie um, manchmal entrückt, manchmal detailverliebt, manchmal verstörend. Der Kurator Dennis Peqas, selbst Lichtenberger, hat die Ausstellung allein finanziert, über 20.000 Besucher:innen haben sich seit Ende Februar hier inspirieren lassen. Auch wir sind einfach nur begeistert - vor allem, weil wir die noch unsanierte „Männerhalle“ zwar nicht betreten, durch durchsichtige Plexiglawände aber reinschauen dürfen. Als Ausstellungsort ist das alles eine Wucht, als Veranstaltungsort aber auch - hier tanzt man wahrhaftig auf dem Boden der Vergangenheit. Wir finden übrigens, die Ausstellung ist ein super Ort für ein erstes Date. Hier gibt es so viel zu entdecken, dass man gleich merkt, ob man auf einer Wellenlänge schwimmt … Mindestens bis Ende Juli ist „Stadtbad reloaded“ auf jeden Fall noch geöffnet, immer von Donnerstags bis Sonntags von 12 bis 22 Uhr. https://www.stadtbadreloaded.de/ https://docs.google.com/document/d/e/2PACX-1vQ8TyEj3vSNCK7Ne2ULT0E3cKdwa5LI3zlLx0bOK9VahkR2C7uf750_hd2vfIlaJOGWEjQrnhAlmrQr/pub https://swim.de/aktuell/szene/lost-places-in-berlin-wie-digitale-kunst-dem-stadtbad-lichtenberg-neues-leben-einhaucht/ https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtbad_Lichtenberg#cite_note-6
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    32 mins
  • Folge 72: Der 5-Punkte-Plan
    Jun 19 2024

    Er hat ganz klare Vorstellungen, was sich in (Berliner) Bädern ändern muss, damit alle im Becken zu ihrem Recht kommen: Alexander Steinhart ist Trainer mit A-Lizenz des Deutschen Schwimmverbands, betreut und trainiert mit seinem Unternehmen xray sports GmbH nationale und internationale Schwimmer:innen, Kaderathleten, Leistungsschwimmerinnen. Auch Nachwuchs für das Landesleistungszentrum hat er bereits gesichtet. Bei unserem Gespräch kommen wir dann auch gleich auf seinen 5-Punkte-Plan zu sprechen: 1. In jedem Bad müsse es mindestens 3 geleinte Bahnen geben, um auch sportliches Schwimmen zu ermöglichen, im Freibad am besten in der Mitte - dann hätten alle anderen zudem jederzeit die Sicherheit eines Beckenrands (Finden wir eine sehr charmante Idee!) 2. Fünf Meter vor dem Rand müsste jede Leine mit einem Fähnchen versehen sein - für Rückenschwimmer und gegen das schmerzhafte Autsch am Ende der Bahn (Absolut!). 3. Schwimm-Equipment müsse überall ohne Einschränkungen zugelassen werden - also alle Schwimmer:innen sollten Paddles, Kurzflossen, Schwimmbretter oder Pullbuoys mitbringen und jederzeit nutzen können (an dieser Stwelle müssen wir das erste Mal widersprechen - auf engen Bahnen mit Flossenschwimmern unterwegs zu sein, ist nicht automatisch ein Vergnügen. Da kriegt man schnell mal einen mit der Flosse gewischt und das kann schon weh tun. Aber natürlich - wenn alle wirklich rücksichtsvoll sind …). 4. Auf den geleinten Bahnen müsse es unbedingt nutzbare Startblocks geben, um Startsprünge üben zu können. (Auch hier können wir den Wunsch zwar nachvollziehen - wenn es allerdings richtig voll ist, könnte es andere Schwimmer doch stören, wenn an allen Bahnen gesprungen wird. Aber ein Versuch wäre es wert!) 5. Es müsse optimale Öffnungszeiten für Berufstätige geben - also auch im Sommer in den Freibädern bis 22 Uhr, am Wochenende verlässlich durchgehend von 8 bis 21 Uhr. Und zwar in jedem Bezirk bei mindestens einem Schwimmbad. (Hach … Seufz. Ja, das wäre schön. Aber es gibt ja schon jetzt zu wenig Fachpersonal. Und außerdem auch nicht in jedem Bezirk ein Schwimmbad …) Alexander hat diese Forderungen schon häufiger vorgetragen, genutzt hat es leider nichts, sagt er. Er wünscht sich auch eine Diskussion darüber, wie Schwimmtrainer eigentlich vergütet werden müssen. In der Regel haben sie ihre Ausbildung selbst finanziert, sie unterrichten etwas, was überlebenswichtig ist - da wäre auch eine größere finanzielle Anerkennung angemessen, findet er. Und meint nicht, dass Eltern oder Schwimmer:innen tiefer in die Tasche greifen müssen. Sondern dass der Staat unterstützt, was dringend gebraucht wird. 60 Euro kostet es zum Beispiel schon, eine Bahn zu mieten. Ein Personaltraining bietet Alexander Steinhart schon ab 85 Euro an. Alexander trainiert seine Schützlinge in der Regel im Berliner Kombibad Seestraße, Athlet:innen genauso wie Kinder. Beim Seepferdchen startet er mit Rückenschwimmen, dann Kraul und dann erst Brust. „Alles andere ist für die Kinder oft viel zu schwer“, findet er. Generell ist er der Meinung - wer regelmäßig gut schwimmen will, sollte nicht nur im Wasser trainieren, sondern auch darüber hinaus Muskelaufbau und Muskeltraining betreiben, Deshalb macht er am 22 Juni in Berlin-Kreuzberg ein eigenes Personal Training Studio auf. Schwim-Camps kann man da übrigens auch buchen. ⁠https://www.xray-sports.com/⁠ https://www.provenexpert.com/de-de/xray-sports-ug/ https://selbststaendigkeit.de/news-interviews/interview-schwimmtrainer-alexander-steinhart-xray-sports-berlin/ https://www.instagram.com/alexandersteinhart/ https://www.instagram.com/xray_sports/


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    43 mins
  • Folge 71: Wassertherapie
    Jun 12 2024
    Enja Kanzelmeyer ist Hörerin unseres Podcasts seit der ersten Folge - und deshalb hat die Physiotherapeutin aus Stade (on der Nähe von Hamburg) uns einfach mal angeschrieben. Denn auch in ihrem Beruf hat Enja immer ihre Leidenschaft zum Wasser und dem Schwimmen gepflegt, und davon wollte sie uns gern mal erzählen. Wir fanden das sehr interessant - und weil Enja sowieso regelmäßig in Berlin ist, um Tochter und Enkelkind zu besuchen, haben wir uns kurzerhand verabredet - und zwar im Kombibad Seestraße, wo Enja regelmäßig schwimmen geht, wenn sie in der Hauptstadt ist. Enja ist Aquafitness-Trainerin, Baby- und Kleinkindschwimmlehrerin und gibt für die Rheumaliga Funktionstrainingskurse im Wasser. Sie erzählt, dass Patienten, die zu ihr zur Manuellen Lymphdrainage kommen, sich oft von ihr anhören müssen, dass Bewegung im Wasser eine der tollsten Methoden ist, um ihre Wassereinlagerungen zu beheben. Viele Patienten habe sie dadurch zu regelmäßigen Schwimmer:innen gemacht. Aber natürlich gibt es auch Physiotherapie IM Wasser. Allerdings - in der ärztlichen Verordnung muss auf dem Rezept "Krankengymnastik im Bewegungsbad" stehen. Und längst nicht alle Physiotherapeuten wollen und können das, erzählt Enja. In der Ausbildung zum Physiotherapeuten sei dies ein Unterrichtsfach, das mit nur 10 Stunden abgedeckt wird. Sie selbst hat dieses Fach über mehrere Jahre an der Berufsfachschule für Physiotherapie in Stade unterrichtet. Die nötige Praxis hat sie: Neun Jahre war sie in einer Physiotherapie-Praxis mit Bewegungsbad tätig. Deswegen hat sie dort auch besonders gern gearbeitet. Sie ist genauso überzeugt wie wir davon, dass das Medium Wasser uns und unserem Körper gut tut! Ein "Wasserthema", über das wir auch kurz gesprochen haben, ist Wasser als Entspannungsmedium. Bewegen oder bewegt werden im ca. 35° warmen Wasser hat einen großartigen Einfluß nicht nur auf unseren Körper, sagt Enja, sondern auch auf unsere Psyche/Seele. Sie selbst hat früher in einem Verein in Leverkusen geschwommen, dann, wie die meisten, nur so ab und zu. Doch weil sie wegen eines Rückenproblems nicht mehr längere Strecken joggen konnte, hat sie den Schwimmsport wiederentdeckt - und erneut in einen Verein eingetreten: Den „Schwimmladies“ des Stader Schwimmvereins. Seit letztem Frühjahr ist sie auch ausgebildete Rettungsschwimmerin in Silber, damit eine Rettungskraft beim Vereinstraining präsent ist, die dann aber auch mitschwimmen darf. Diese Ausbildung zum Rettungsschwimmer sei von ihr und ihren Schwimmkolleg:innen vom Verein deutlich unterschätzt worden: „Wir sind alle sehr gute Schwimmer, aber die Prüfungsaufgaben, zu denen wir uns bis auf die Befreiungsgriffe nicht vorbereitet haben, haben wir deutlich unterschätzt!“ Seitdem habe sie großen Respekt vor allen Menschen, die das Rettungsschwimmen betreiben! Wir hatten ein sehr munteres Gespräch und Enja hat echt tolle Ideen und probiert vieles aus. Eine Idee muss sie uns unbedingt noch mitgeben: Liebesgeschichten, die unsere Hörer:innen zu erzählen/schreiben/berichten haben, die mit dem Schwimmen zu tun haben. Sie selbst hat ihren ersten Freund mit 15 Jahren im Schwimmverein kennengelernt. Er schwamm Brust, sie kraulte und es war eine erste zarte Liebe, die das Erwachsenwerden nicht überlebte. Vor 15 Jahren gab es ein Ehemaligentreffen des damaligen Schwimmvereins und die beiden sind sich wieder begegnet. Die Liebe flammte zwar nicht wieder auf, aber seitdem haben die beiden wieder losen Kontakt. Wir finden, das ist eine tolle Idee. Wer hat Lust, uns von seiner Schwimm-Liebesgeschichte zu erzählen??? https://heilmittelkatalog.de/massnahmen-der-physiotherapie https://www.drk.de/hilfe-in-deutschland/kurse-im-ueberblick/gesundheitskurs-wassergymnastik/ https://bez-hildesheim.dlrg.de/fileadmin/groups/8300000/DLRG_Quiz.pdf https://www.watsu.de/ https://www.youtube.com/watch?v=rZ8LylrPbPM https://www.youtube.com/watch?v=7vOgAhdhXE4
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    39 mins
  • Folge 70: Einmal sozial, immer sozial
    Jun 5 2024
    Schon die erste Begegnung unweit der Berliner Schwimmhalle Fischerinsel war herrlich: Ohne große Umstände ließ sich Katja Kipping auf dem nahe gelegenen Spielplatz gemeinsam mit uns auf einer Holzplattform nieder, ein bisschen so, als wollten wir jetzt ein Picknick machen. Dann noch schnell ein Selfie von uns dreien - und schon ging es los. Genauso unkompliziert wie ihre Zusage - Chlorgesänge? Kenn ich. Mach ich! - war dann auch unser Gespräch. Und unter Sportlerinnen waren wir dann auch gleich per Du. Denn bekannt ist die 46jährige zwar vor allem als engagierte Sozial- und Linkenpolitikerin - weniger bekannt aber ist, dass sie sich nach der (vorläufigen?) Beendigung ihrer Karriere verstärkt ihrer anderen Leidenschaft widmet - dem Schwimmen. Schon als Berliner Sozialsenatorin sei sie mindestens einmal die Woche schwimmen gegangen, erzählt sie uns, am liebsten ins Prinzenbad oder in die Schwimmhalle am Europasportpark. Als Gegenmittel zum vielen Sitzen. Um runterzukommen, sich zu bewegen. Bevorzugte Lage: Rückenschwimmen. Nach der Wiederholungswahl 2023 in Berlin schied Katja Kipping Ende April aus dem Senat aus - und lernte erstmal was Neues - Kraulschwimmen bei den Regenbogenforellen, leise lang und leicht (Chlorgesänge Folge 37). „Ich habe viele Vereine angeschrieben“, sagt sie, „und ich bin sehr froh, dass ich hier gelandet bin!“. Doch da es ihr offenbar widerstrebt, einfach nur was für sich selber zu tun, fing sie nicht nur ein Personalmanagement-Studium an, sondern machte im Herbst 2023 auch noch einen Rettungsschwimmerkurs, absolvierte Kurse zur Qualifikation als Schwimmtrainerin und erwarb die Trainerlizent im Breitensport. Vor allem das Tieftauchen mit den Füßen zuerst hatte es in sich, erzählt sie. Die wahre Herausforderung beim Rettungsschwimmkurs aber war, nach dem Schwimmen in Klamotten auf Zeit, im Wasser Hose und Jacke auszuziehen und dann auch noch weit über den Beckenrand zu werfen. „Weitwurf war noch nie meine Stärke, das sitzt fest im Kopf!“ Sie hat es geschafft, seitdem gibt sie nicht nur selber ehrenamtlich Kurse beim DLRG - sie unterrichtet auch einmal die Woche drei dritte Klassen beim Schul-Schwimmunterricht. Schwimmen können ist eben einfach überlebenswichtig, findet sie - und will ihren Teil dazu tun, dass Kinder schwimmen lernen. Und das ist nicht nur Ambition - ihre Augen leuchten, wenn sie erzählt, welchen Spaß sie daran hat, den acht- oder neunjährigen zu helfen, sich ans Wasser zu gewöhnen, ihre Angst zu überwinden, das Seepferdchen zu schaffen. Und dann wollten wir natürlich von ihr wissen: Becken oder Freiwasser? Sie mag beides. Und sie wünscht sich, dass es gerade noch viel mehr freie Zugänge zu Seen gibt. Weil hier jeder kostenlos schwimmen kann: „Wir brauchen einfach mehr Wasserfläche für alle!“ Und natürlich auch mehr Wassserzeiten in den Bädern für Schulen und Vereine, für private Gäste, für die DLRG. Schwierig in Berlin, wo trotz der über 60 Schwimmbäder alle um Wasserzeiten rangeln und oft einfach zu wenig Geld für die dringend notwenige Sanierung von Bädern da ist. Ihre Idee: Wenn nicht genug Geld vorhanden ist, um allen einen erschwinglichen Zugang zum Bad zu ermöglichen, sollten private Pools besteuert werden, um im Gegenzug die Bäderinfrastruktur für alle zu finanzieren. Sie selber geht weiterhin regelmäßig schwimmen, auch mal bei 12 Grad Wassertemperatur im Prinzenbad oder zum winterlichen Eisbaden im See. Was sie an Schwimmbädern mag: Dass sich hier Menschen aus allen Gesellschaftsschichten begegnen. Bikini oder Burkini - völlig egal. Jetzt aber muss sie los, in die Schwimmhalle Fischerinsel, zum DLRG-Kurs. Noch ein letztes Selfie, ein fröhliches Winken - Katja Kipping wird gebraucht und hat offensichtlich Spaß daran. https://de.wikipedia.org/wiki/Katja_Kipping https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/ex-linke-chefin-katja-kipping-ueber-burkini-und-fkk-im-prinzenbad-li.2194321 https://www.saechsische.de/politik/parteien/die-linke/fruehere-linkenchefin-bringt-berliner-kindern-das-schwimmen-bei-5962468.html https://www.instagram.com/katja.kipping/?hl=de https://de.linkedin.com/in/katja-kipping-1375b6269
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    38 mins